Trägerschaft Lötschenbach

Lötschenbach

Der Lötschenbach heute

Der Lötschenbach entspringt in Gümligen und wird vom Brügglibach aus dem Gümligenmoos und vom Stampfenlochbach aus dem Gümligenberg gespiesen. Diese beiden Bäche sind in unterirdische Röhren gezwängt. Erst im Melchenbühl tritt der Lötschenbach erstmals ans Tageslicht.

Der Bach durchfliesst die Gemeinden Muri, Bern und Ostermundigen, wo er dann in die Worble mündet. Während die Abschnitte Ausgangs Gümligen bis zur Siedlungsgrenze in Ostermundigen und nach Ostermundigen bis zur Mündung in naturnäherem Zustand sind, ist der Abschnitt durch Ostermundigen zum grossen Teil eingedolt. Der Abschnitt unter Mundiger Boden führt zu einigen Problemen. Die Abflusskapazität der Bachröhren ist begrenzt und teils sind sie in nicht gutem Zustand. Aktuell können nur 50 l/s abgeleitet werden. Wenn mehr Wasser zufliesst, wird dies eingangs Ostermundigen in einem Überlauf in die Kanalisation abgeleitet. Ist diese dann auch überlastet, wird das durch Abwasser verschmutzte Wasser unterhalb des Siedlungsgebiets beim Überlauf in den Lötschenbach geleitet. Eine sehr unbefriedigende Situation, die dringend einer Lösung bedarf.

Der Lötschenbach in Ostermundigen ist vor dem Siedlungsraum in naturnahem Zustand

Ökologie des Lötschenbachs

Wie eine Erhebung der Vegetation im 2010 und eine Gewässerbiologische Aufnahme im 2014 gezeigt haben, beherbergen die naturnäheren Abschnitte eine für einen im urbanen Raum fliessenden Bach eine Vielfalt von Pflanzen und Kleinlebewesen. Erfreulich ist, dass die Forelle sich in Ostermundigen wieder angesiedelt hat. Ebenso konnten in den Jahren 2023 und 2024 laichende Grasfrösche in den langsam fliessenden Bereichen in Ostermundigen nachgewiesen werden. Jedoch ist der Bach durch die geringe Wasserführung als Lebensraum gefährdet.

In Gümligen ist der Zustand des Bachs schlecht, da er hier mehrheitlich unterirdisch verläuft.

Vom Torfstichweiher zum Betonkanal

Ehemaliger Weiher im Gümligenmoos, Postkarte um ca. 1912.

Im Quellgebiet des Lötschenbachs, im Gümligenmoos, befand sich wie der Name schon verrät, ein Moor. 1879 wurde hier ein künstlicher See ausgehoben, der ursprünglich der Fischzucht dienen sollte. Er befand sich im Bereich Turbenweg und reichte bis zur Füllerichstrasse. Er hatte ein paar Jahrzehnte Bestand, wurde jedoch im frühen 20. Jahrhundert verfüllt.

In den historischen Karten der Swisstopo lassen sich der heutige Zustand mit der früheren Situation vergleichen. Hier ist die Karte von 1910 mit der aktuellen überblendet.

Im Zuge der Industrialisierung wurde Gümligen immer weiter überbaut. Dies hatte zur Konsequenz, dass das Gümligenmoos draniert und trockengelegt wurde. So wurde die Fläche auch besser für die Landwirtschaft nutzbar. Auf historischen Karten der 30er Jahre sind die zahlreichen Entwässerungsgräben noch gut sichtbar. Kurz nach dem 2. Weltkrieg sind dann auch die offenen Gräben nicht mehr sichtbar, nur noch ein Gerinne des Lötschenbachs durchquert das Gümligenmoos. Zu dieser Zeit ist der Lötschenbach noch mehrheitlich als offenes Gewässer durch Gümligen und Ostermundigen bis zur Mündung in die Worble vorhanden. Nur zu Teilen im Lischenmoos und im Bereich der Bahnlinie verschwindet er kurz unter Boden.

In den 50er Jahren folgt dann schliesslich die grossflächige Eindolung des Lötschenbachs in Ostermundigen. Der Zustand entspricht mehrheitlich der heutigen Situation, einzig einige Meter beim Dorfausgang wurden zwischenzeitlich wieder an die Oberfläche gebracht. In der selben Zeit verschwand eine Strecke im Melchenbühl unter Boden.

In den 60er und 70er Jahren wurde der Lötschenbach in Gümligen komplett unter den Boden verbannt. Dieser unbefriedigende Zustand dauert bis heute an.

Der Weiher in Gümligen wurde 1879 künstlich erstellt und sollte zur Fischzucht dienen. Quelle: ?

Vom Betonkanal zum urbanen Erholungsraum?

Im 2018 plante die Gemeinde Ostermundigen, den Bach offen zu legen. Dies wurde leider durch das Volk knapp abgelehnt, weshalb der unbefriedigende Zustand fortbesteht. Immerhin ist es gelungen, dass die Forelle wieder den unteren Bereich besiedelt.

Aktuell sind Untersuchungen im Gange, wie eine abschnittweise Öffnung erfolgen könnte. Retentionsmassnahmen vor dem Eintritt in den besiedelten Bereich von Ostermundigen sind in Planung, die bei Hochwasser Wasser rückbehalten sollen und so den Siedlungsraum vor Überschwemmungen schützen soll.

In Muri wurde eine Offenlegung im Bereich Lischenmoos und damit verbunden eine Retention von der Trägerschaft Lötschenbach angeregt. Das würde das Quartier deutlich aufwerten, die Wasserführung im Bach verbessern und das Hochwasserproblem abmildern.

Bis der Lötschenbach bald wieder an der Oberfläche fliesst und das Hochwasserproblem gelöst werden kann, können noch Jahre vergehen. Umso wichtiger ist es, dass Druck aus der Bevölkerung wie etwa der Trägerschaft Lötschenbach kommt, um die Situation zu verbessern. Hierfür setzen wir uns in zahlreichen Projekten ein.

Gelingt es uns, eine positive Fortsetzung der Geschichte zu schreiben?