Trägerschaft Lötschenbach

Lischenmoos blau-grün statt grau

Das westliche Zentrum Gümligen, auch bekannt als Lischenmoos, soll nach nachhaltigen Kriterien überbaut werden und mit viel Wasser und attraktiven Grünräumen künftigen Herausforderungen der Klimakrise trotzen.

Unsere Vision: Das Lischenmoos als lebenswertes Quartier mit viel Grün und Wasserelementen, die ein angenehmes Wohnklima schaffen und die Attraktivität deutlich steigern.

Ausgangslage

Wie der Name Lischenmoos schon andeutet, war vor rund hundert Jahren dort ein Supfgebiet anzutreffen. Der Brügglibach floss offen quer durch das Gebiet. Dieser wurde von einem Torfstichweiher beim heutigen Turbenweg gespeist. Nach und nach wurde das Moor trockengelegt, der Bach eingedolt und das Gebiet überbaut.

Das Lischenmoos um 1933. Quelle: Topographischer Atlas der Schweiz, Eidg. Landestopographie, 1933

Im Lischenmoos dominieren heute graue Asphaltbeläge, durchbrochen mit grauen Fassaden. Der Boden ist nahezu versiegelt, Grünräume findet man nur an wenigen Stellen. Ältere Gewerbebetriebe und zwei neuere Bürogebäude im östlichen Teil prägen das Bild. Das Quartier ist wenig einladend.

Das Lischenmoos ist heute eine graue Asphalt- und Betonwüste. Es ist Zeit, dies zu ändern.
Das Lischenmoos ist heute eine graue Asphalt- und Betonwüste. Es ist Zeit, dies zu ändern.

Dieser Umstand sollte verbessert werden. Daher wurde von der Gemeinde im Jahr 2018 ein Masterplan für die Entwicklung des Westlichen Zentrums Gümligen erarbeitet. Am 27. September wurde dieser dem Muriger Stimmvolk vorgelegt und abgelehnt. Manche wünschten sich mehr Nachhaltigkeit oder sogar lieber Grünräume statt neue Überbauungen. Ein wichtiger Grund war auch, dass ein Hochhaus geplant war und das manche störte. Jedoch stehen diese Ansichten etwas im Widerspruch, ist doch ein Hochhaus die bodenschonendste Methode der Bebauung. Es macht Platz für mehr Grün drumherum. Über die Bebauung wollen wir uns hier jedoch nicht aufhalten, sondern konzentrieren uns auf die Grünräume.

Der Masterplan wurde daraufhin revidiert. Zentraler Punkt ist der Wegfall des Hochhauses. Aber auch punktuelle Verbesserungen in den Bereichen Energie und Grünräume wurden vorgenommen. Ebenso hat der Begriff Schwammstadt Einzug gehalten. Aus Sicht der Trägerschaft Lötschenbach gehen diese Verbesserungen in die richtige Richtung, könnten jedoch konsequenter umgesetzt werden. Dann bestünde eine Chance, das Lischenmoos zu einem nachhaltigen, blau-grünen Quartier mit hoher Lebensqualität zu entwickeln. Daher hat unsere Trägerschaft beschlossen, eine eigene Vision und Lösungsvorschlag zu entwickeln und in die Diskussion einzubringen.

Unsere Vision

Kinder spielen am offen gelegten und zu Teichen verbreiterten Brügglibach. Im Schatten der zahlreich gepflanzten Bäume lässt sich gemütlich die Mittagspause abhalten. Dabei schweift der Blick von der glitzernden Wasserfläche über die bunte Blumenwiese hin zu den Gebäuden, deren Fassaden durch die Begrünung keine Hitze, sondern eine angenehme Kühle schaffen.
Das Quartier wird dank seiner attraktiven Gestaltung zum Anziehungspunkt in der Gemeinde. Hier lässt sich gut leben.

Das Lischenmoos ist prädestiniert, zu einer Mustersiedlung für das Schwammstadt Prinzip zu werden und als zukunftsorientiertes Projekt auch über die Gemeindegrenzen hinaus zu strahlen.

Wasser soll in mannigfaltiger Weise die Lebensqualität erhöhen. Einerseits als ästhetisches Element, viele Menschen finden Wasser schön. Andererseits ist es eine erhebliche Attraktivitätssteigerung als Erholungs- und Aufenthaltsraum, wenn die Bewohner und Besucher auch mit dem Wasser interagieren können. Schliesslich hat es auch einen kühlenden Effekt, der in Zukunft mit der Klimakrise immer wichtiger wird.

Wenn man schon die einmalige Chance hat, auf dem Areal fliessendes Wasser zu haben, dann muss dieses unbedingt zentral in Szene gesetzt werden und man darf es nicht zu einer Randerscheinung verkommen lassen. Ein grün-blaues Band soll sich quer durch die Siedlung entlang des heute eingedolten Lötschenbachs ziehen. Die Freilegung des Stampfenlochbachs soll wie geplant umgesetzt werden.

Eine möglichst geringe Versiegelung führt wieder Wasser in den Boden, welcher dieses auch für Trockenzeiten zurückhalten soll, um den Lötschenbach mithelfen zu speisen.

Die Höhe der Bebauung soll nicht noch weiter reduziert werden als in der aktuellen Variante vorgesehen ist. Die Bauten sollen in die Höhe wachsen, um damit Freiraum für Grünflächen zu schaffen.

Ein blau-grünes Band durchzieht das Quartier

Die Verbindung des Wassers mit der noch vorhandenen historischen Baustruktur nimmt ein verschwundenes Element wieder auf, der ehemalige Torfstichweiher im Gümligenmoos. Damit wird der Bogen zur Geschichte des Areals geschlagen.

Der Lötschenbach soll auch in Gümligen wieder als solcher zu erkennen sein, damit dieser auch wieder seine Wertschätzung bekommt, die er verdient.

Wasser wird in Zukunft ein immer wichtigeres Element auch im urbanen Raum sein. Dies wirkt sich letztlich auch wertsteigernd auf die Immobilien aus. Entsprechende Areale sind heute noch sehr selten und werden immer gefragter werden.

Mögliche Lösung

Die vorgeschlagene Lösung basiert auf der Musterplanung, die die Gemeinde vorgestellt hat. Die Gebäude wurden unverändert übernommen, es wurde nur die Umgebung entsprechend gestaltet. Für den Vorschlag muss daher kein einziger Quadratmeter Gebäudefläche geopfert werden (Ausnahme evtl. unterirdische Bebauung).

Bachöffnung und Retention

Die geplante Öffnung des Stampfenlochbachs entlang des Areals wird sehr begrüsst und soll so umgesetzt werden.

Zusätzlich soll jedoch auch der Brügglibach, der quer unter dem Areal in einem Kanal verläuft, geöffnet und zu einem grossen Teich umgewandelt werden. Entlang des Bachverlaufs soll ein grün-blaues Band entstehen. Hier wäre eine Mischnutzung vorgesehen. Naturnahe Bereiche gemischt mit Zonen, die primär der Nutzung und Erholung dienen.

Dieser langezogene Teich wird einerseits durch den Brügglibach gespiesen. Andererseits soll auch der grössere Zufluss des Stampfenlochbachs eingeleitet werden. So sollte immer genug Wasser vorhanden sein. Dies wird erreicht, indem die Bäche beim Zusammenfluss vor dem Austritt aus dem Areal aufgestaut werden. Zusätzlich wird die Sohle der Teiche abgedichtet, bis auf eine Höhe von 1m unter Maximalwasserstand.

Der Teich wird als Retentionsweiher ausgestaltet. Das heisst, er kann bei Starkregen Wasser zurückbehalten und danach dosiert ablassen. Der Wasserstand soll bis zu 1m schwanken können. Bei überschreiten des Minimalwasserstands infiltrieren die Teiche in den umgebenden Boden und erhöhen damit das Retentionsvolumen zusätzlich. So kann die Hochwassergefahr entlang des Lötschenbachs verringert werden. Diese Massnahme passt auch in das Konzept von Ostermundigen, das für den Lötschenbach solche dezentrale Weiher vorsieht.

Die Bachöffnung soll durch das ganze Areal bis zum Eintritt des Brügglibachs ins Areal ausgeweitet werden. Im oberen Bereich jedoch nicht mehr als Teich, nur noch partiell. Eine Wasserrinne kann auch den geplanten Quartierplatz vor der alten Villa aufwerten.

Stuttgart Winnenden als Vorbild für das Lischenmoos (Quelle: Gerhard Hauber, Ramboll Studio Dreiseitl)

Versickerung und Verdunstung

Das auf dem Areal anfallende Regenwasser soll vollständig für die Verdunstung zurückbehalten oder versickert werden.

Dies wird einerseits durch durchlässige Bodenbeläge erreicht, überall dort wo diese angelegt werden können. Fusswege sollen nicht asphaltiert werden. Die begrünten Dächer halten Wasser zurück und verdunsten auch wieder einen Teil davon. Eine energetische Nutzung mit Photovoltaik ist dabei weiterhin möglich. Fassadenteile, die sich nicht für die Energienutzung eignen, können ebenfalls begrünt werden und diese Funktion übernehmen.

Für abfliessendes Regenwasser können im innenhofartigen Zentrum des Areals Versickerungsflächen in Form von leichten, begrünten Bodenvertiefungen angelegt werden. Bei Starkniederschlägen fliesst überschüssiges Wasser, das nicht versickern kann, über Notüberläufe in den Bach bzw. dessen Teiche.

Entlang des Erschliessungsbügels dienen Versickerungsmulden, in die das Regenwasser über die Schulter abläuft, nicht nur der Einleitung von Regenwasser in den Boden, sondern auch der Begrünung. Die Begrünung fördert die Verdunstung. Solche Versickerungen sind auch günstiger im Bau oder Unterhalt, da sie weniger Leitungen und Schächte benötigen. Auch hier fliesst der nicht versickerungsfähige Anteil in den Bach. Daher sind solche Flächen auch auf weniger versickerungsfähigen Böden realisierbar.

Versickerung über die Schulter: Das Wasser fliesst von befestigten Flächen in vertiefte Grünstreifen, welche in den Bach überlaufen.

Der Untergrund für die Versickerung soll aus natürlichem Boden bestehen. Spezielle Retentions- und Versickerungskörper, die man aus anderen Schwammstadt Lösungen kennt, erachten wir als wenig zielführend. Durch die Nähe des Bachs haben wir hier die ideale Situation, dass bei der Versickerung der Wasseranfall aus Extremereignissen nicht vollständig versickert werden muss. Überschüsse können abgeleitet und im Bach bzw. Teich soweit möglich rückbehalten werden.

Der Grundwasserkörper befindet sich gemäss Grundwasserkarten rund 4-5 m unter der Bodenoberfläche. Daher sollte eine Versickerung grundsätzlich möglich sein. Die Versickerungsfähigkeit des Untergrunds spielt nicht so eine Rolle, da überall Überläufe in die Retentionsweiher möglich sind. Es muss daher nicht alles bis zum Extremereignis versickert werden können.

Planskizze Lischenmoos: Ein grün-blaues Band zieht sich durch das Quartier.

Begrünung

Eine zentrale Rolle nimmt die Begrünung ein. Nur mit viel Grünfläche kann das Ziel einer hohen Verdunstung und damit Kühlung erreicht werden. Die Begrünung soll auch die Biodiversität fördern.

Nebst heimischen Bäumen und Sträuchern sollen Blumenwiesen einen Platz finden. Vor allem auch die Versickerungsflächen sollen artenreich bepflanzt werden. Rasen, die vornehmlich der Nutzung dienen, müssen nicht Zierrasen sein, sondern sollen als Blumenrasen angelegt werden.

Auch Fassaden können Pflanzen aufnehmen und so auch architektonische Akzente bilden.

Generell sollen nur heimische, standortgerechte Arten verwendet werden.

Mehr Lebensqualität

An einzelnen Stellen werden Zugänge zum Wasser geschaffen (z.B. Steintreppen). Dort können die Menschen sitzen und die Füsse ins kühlende Wasser halten. Denkbar wäre sogar, einzelne Abschnitte als Schwimmteich auszugestalten. Dies würde die Attraktivität des Gewässers noch weiter steigern und bringt das Element Wasser noch näher zum Menschen. Gerade in heissen Tropennächten, die immer häufiger werden, werden die Bewohner eine Abkühlung vor der Haustüre zu schätzen wissen. Bäume spenden Schatten. Blumenrasen laden ein zum verweilen oder am Wasser spielen während sie Insekten Nahrung bieten. Geschwungene Wege werden mit Mergelbelag gestaltet und laden zum flanieren ein. Pflanzungen heimischer Blumen bilden attraktive Farbtupfer und erhöhen gleichzeitig den ökologischen Wert.

Eine Symbiose von Natur und Erholungsraum im urbanen Gebiet soll erreicht werden. Ein Quartier in dem die Menschen gerne wohnen, ein Platz an dem man gerne die Mittagspause unter dem schattenspendenden Baum am kühlenden Wasser verbringt. Erst damit wird diese Zone dem Anspruch gerecht, eine Begegnungszone zu sein.

Das Quartier, hat das Potential eine Siedlung hervorzubringen, die sich durch eine hohe Lebensqualität auszeichnet. Also nutzen wir die Chance und setzen sie in die Tat.

Unser Beitrag

Wir wollen uns mit konstruktiven Vorschlägen in den Planungsprozess einbringen. Im Herbst 2022 haben wir unsere Ideen in der Mitwirkung zur Entwicklung Westliches Zentrum Gümligen eingebracht (siehe unten). Zudem haben wir unsere Idee in der Lokalzeitung LONA veröffentlicht. Weitere Öffentlichkeitsarbeit wurde durchgeführt, wie etwa an unseren Auftritten am Bärtschihusmärit oder den Tagen der Natur unseres Partnervereins Natur- und Vogelschutzverein MuGüRü im April 2023. Auch werden wir den politischen Prozess weiterhin intensiv verfolgen und uns einbringen.

Haben Sie weitere Ideen oder möchten uns unterstützen, dann sind wir froh um eine Kontaktaufnahme. Wir haben im Verein eine Projektgruppe „Lischenmoos“ gebildet, die die Vision weiter ausführen will und diese unter die Bevölkerung und in die Politik tragen will. Hier kann jeder mitmachen.

Wie weiter

Aufgrund unserer Mitwirkung hat die Gemeinde den Begriff Schwammstadt in die Planung integriert. Was das aber konkret heisst, welche Massnahmen umgesetzt werden sollen, bleibt schwammig. Als einziges Wasserelement ist die Offenlegung des Stampfenlochbachs genannt, was schon in der vorherigen Version der Fall war. Das blau-grüne Band durch das Zentrum hingegen sucht man vergebens. Mit Schwammstadt hat das noch nichts zu tun.

Wir bleiben weiter am Ball und versuchen, dass unsere Ideen integriert werden.

Dokumente

Ein Mitwirkungsbericht mit der erdachten Lösung wurde der Gemeinde Muri BE im 2022 eingereicht. Hier sind weitere Details zur Lösung zu finden:

Zusätzlich veröffentlichten wir einen Artikel in der LONA um auch die Bevölkerung von unserem Vorhaben zu begeistern.

Am Bärtschihusmärtit im Frühling 2023 präsentierten wir unsere Lösung der Bevölkerung. Das Plakat kann hier heruntergeladen werden: